Sommerzeit. Die Zeit der großen Hitze, in der die Paddler gern auf den Flüssen unterwegs sind, ist auch die Zeit der Gewitter. Ziehen am Himmel die markanten und beeindruckenden Wolkengebirge auf und zucken die ersten Blitze daraus hervor, beschleicht einen doch immer ein mulmiges Gefühl.
Bis zu 600000 Blitze zählt der Deutsche Wetterdienst pro Jahr über Deutschland. Bei feuchtwarmer Witterung im Sommer gewittert es mehr als im Winter, im Süden häufiger als im Norden. Allerdings erreichen nach Schätzungen von Fachleuten nur etwa 20 Prozent der Blitze den Erdboden.
Die Chance auf einen Sechser im Lotto ist höher als die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden. Eine übertriebene Angst ist somit fehl am Platze.
Und trotzdem sollte während eines Gewitters lieber Schutz gesucht werden. Das Risiko steigt deutlich an, wenn zwischen Blitz und Donner nicht mehr als 20 Sekunden liegen. Dann sollte man sich in Sicherheit bringen. Bei zehn Sekunden ist ein Gewitter nicht weiter als drei Kilometer entfernt und es wird wirklich gefährlich.
Das Auto gilt bei Unwetter als Schutzraum, entspricht es doch durch seine Metallkonstruktion einem Faraday'schen Käfig. Selbst wenn es vom Blitz getroffen wird, leitet die Karosserie die Elektrizität in den Boden ab. Sicherheit besteht auch dann, wenn die Innenbleche der Türen berührt werden. Gefahr droht eher beim Einsteigen oder Anlehnen: Kommt man von außen in Kontakt mit dem Metall, kann bei einem Blitzschlag die Energie über den Menschen in den Boden abgeleitet werden. In diesem Fall besteht höchste Verletzungsgefahr. Obwohl Cabrios kein Metalldach haben, gelten auch sie als sicher. Der Rahmen der Windschutzscheibe leitet ebenso wie Überrollbügel und im Verdeck integrierte Spriegel die Energie ab, jedoch muss das Verdeck geschlossen sein. Auch ein großes Panoramadach beim Pkw oder ein geschlossenes Aufstelldach bei einem Campingbus wirken sich nicht ungünstig aus, da die Konstruktion des Dachrahmens die Schutzwirkung des Käfigs erhält.
Sollte das Auto vom Blitz getroffen worden sein, steht eine Funktionsprüfung aller elektronischen Bauteile an – zur Not in einer Werkstatt. Auch die Reifen Flanken bedürfen der kritischen Betrachtung, verursacht ein Blitz doch Temperaturen von bis zu 30000 Grad.
Beim Aufenthalt auf einem Campingplatz gilt, den 220-Volt-Stromanschluss vom Wohnwagen bzw. vom Wohnmobil zu trennen und mindestens einen Meter entfernt abzulegen, um im Fall des Falles die Bordelektrik vor Überspannung zu schützen. Eine Trennung im Strom-Anschlusskasten vorzunehmen, nutzt nicht viel, wenn der Blitz im Kabel oder in dessen Nähe einschlägt.
Für Fahrrad- und Motorradfahrer besteht bei Gewitter ein ernstes Risiko. Hier gibt es nur einen Rat: Anhalten und Schutz suchen! Am besten in einem geschlossenen Gebäude, zur Not ist das Vordach eines Supermarktes oder ein Haltestellenhäuschen besser als nichts. Zu einem Fahrzeug sollte ein Abstand von mindestens drei Metern (bei regennassem Boden mehr, s.u.) bestehen. Unter frei ste- henden Brücken ist die direkte Nähe von Pfeilern zu meiden, über die ebenfalls ein Blitz abgeleitet wird. Gleiches gilt für Paddler und Wanderer, die von einem Gewitter überrascht werden. Ist kein Gebäude zum Unterstellen in der Nähe, ist darauf zu achten, sich nicht am höchsten Punkt der Umgebung aufzuhalten. Schlagen Blitze doch eher in aufragende Erhebungen ein.
In den Bergen bieten sich Höhlen, Felsvorsprünge und der Fuß von Felswänden an. In der Ebene wird empfohlen, sich mit geschlossenen Beinen in eine Senke zu hocken und Abstand von Metallgittern, Weidezäunen und Bäumen zu nehmen. Während frei stehende Bäume Gefahr bedeuten, bietet ein Waldstück mehr Schutz. Aber auch hier gilt ein Abstand von mindestens drei Metern zu Stämmen und Ästen (bei regennassem Boden mehr, s.u.). Von dicken Bäumen sollte man sich fern halten, die sind oft auch die höchsten. Während im Wald eine Lichtung als sicherer gilt, sollten Wiesenflächen gemieden werden. Nasser Boden ist ein guter elektrischer Leiter – selbst Personen in 30 bis 40 Meter Entfernung vom Einschlagsort sind noch gefährdet. Deshalb sollten auch Wassersportaktivitäten bei Blitz und Donner eingestellt werden.
Blitze nehmen den Weg des geringsten Widerstandes, mit nasser Kleidung gilt man im Freien als gefährdeter als mit trockener. In einer Gruppe unterwegs sollte man mindestens einen halben Meter Abstand voneinander halten und sich nicht gegenseitig berühren.
Auch die Begleiterscheinungen eines Gewitters verdienen Beachtung. Ein starker Wind kann Äste von den Bäumen abreißen und durch die Luft wirbeln. Blitze können zu plötzlichen Blendungen führen, der nachfolgende Donner kann nicht nur ängstliche Naturen erschrecken. Starkregen kann die Wasserstände der Flüsse sehr schnell stark ansteigen lassen. Dadurch kann eine Weiterfahrt je nach Art des Gewässers gefährlich oder gar unmöglich werden.
Häufig ist ein Gewitter mit Hagelschlag verbunden. Ist ein Schutzdach nicht Verfügbar, unbedingt den Kopf schützen, vielleicht mit einem Wildwasser- Schutzhelm oder einem anderen stabilen Gegenstand. Die Eisklumpen können durchaus die Größe eines Hühnereies erreichen und erhebliche Verletzungen bewirken.